Eins vorweg, Hierarchien wird es immer geben, aber wir können versuchen die Existierenden Hierarchien abzubauen. Wie auch schon bei Gruppenstruktur und Rollenverteilung gibt es, wenn es nicht besprochen wird, unsichtbare Hierarchien. Diese sind für eure Gruppe häufig gefährlicher als sichtbare Hierarchien. Denn nur vom ignorieren, verschwinden die nicht und sind für Leute die euch nicht schon sehr gut kennen auch häufig nicht direkt feststellbar.
Hierarchien sichtbar machen
Es hilft darüber zu sprechen. Macht euch bewusst welche Hierarchien es bei euch in der Gruppe gibt, wie die zu Stande gekommen sind und warum es die eigentlich gibt. Meistens spielt die Rollenverteilung da auch stark mit rein. Wer Repräsentiert euch nach außen, wer moderiert jedes Plenum, wer ist am längsten mit dabei oder hat die Gruppe gegründet? Auch haben häufig Personen mit mehr Kapazitäten mehr zu sagen, da sie häufiger dabei sind oder mehr Aufgaben erledigen. Weitere Faktoren die eine hierarchische Position mit beeinflussen sind Bildung, Familiärer background, Gender, Klasse, Connections und so weiter.
Warum schlecht
Hierarchien bedeuten Machtdynamiken in eurer Struktur. Die wird es auch weiterhin geben, aber macht die euch bewusst. Ihr seit nicht außerhalb der Gesellschaft und reproduziert auch häufig patriarchale Muster, die ihr eigentlich ablegen wollt. Auch ein unersetzbar machen von Einzelpersonen kann eine Gefahr für eure Gruppe werden. Was wenn die Person plötzlich weg ist oder sich als Arschloch herausstellt? Außerdem blockieren starke Hierarchien selbstständiges handeln und entwickeln in der Gruppe.
Hierarchien die bestehen bleiben
Nicht alle Hierarchien können aufgebrochen werden. So gibt es zum Beispiel vorgegebene Hierarchien, die nicht einfach demontiert werden können. So zum Beispiel Vereinsvorstände, wenn ihr ein eingetragener Verein seit. Hierbei können die aber auch mit möglichst wenig Macht belegt sein. So gibt es bei einem selbstverwalteten Jugendzentrum zwar Vereinsvorstände, die sind aber theoretisch nur auf dem Papier in einer Machtposition. Die Verantwortung für Vereinsaufgaben wird vom ganzen Kollektiv getragen. Lediglich bei Entscheidungen, die sie Persönlich in rechtliche oder finanzielle Schwierigkeiten bringen können, habe diese ein Vetorecht.
Ein anderes Beispiel ist die Gruppenstruktur. Ihr werdet möglicherweise ein Modell haben, in welchem es ein Kernkollektiv gibt, Leute die immer mal wieder dabei sind und supporties. Es ergibt da, auch schon aus Sicherheits -gründen, dass nicht die supporties z.b. vollen Zugang zu euren Emails haben oder in eurem internen Orgachat sind.
Wie aufbrechen?
Jetzt stellt sich natürlich die Frage wie die Hierarchien aufzubrechen oder abzuflachen sind.
Dabei ist wichtig zu beachten, dass die Verantwortung nicht nur bei den die die Macht innehaben, sondern bei allen liegt. Häufig sind Menschen auch in Machtpostionen gerutscht, zum Beispiel dadurch, dass diese den Großteil der Aufgaben erledigen. Damit tut ihr auch den in eurer Gruppe einen gefallen, die sich in einer hierarchischen Position befinden. Denn gar nicht so selten sind die überlastet und übernehmen aus Verantwortungsgefühl oder weil sie es schon immer gemacht haben Aufgaben. Des weiteren können repräsentativen Rollen die Macht genommen werden. Nur weil wer Vorstand im Verein ist, oder für euch in Bündnissen sitzt, ist nicht alles was die Person sagt unbedingt der beste Weg.
Auch in der Vorbereitung liegt auch Macht, daher kann es ein Ansatz sein, dass zwei Möglichkeiten vorbereitet werden und die Entscheidung, welche gewählt wird, bei der Gruppe liegt. Auch die Abwechslung von Rollen in eurer Gruppe kann ein Umgang sein. Es muss nicht immer die gleiche Person vor der Kamera stehen oder die Verantwortung für eine Aktion tragen. Nehmt euch also mit zu Treffen oder Events, wo nur eine Person viel Ahnung von hat. Teilt euer wissen und gebt anderen die Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln. Auch eine entspannte Fehlerkultur gehört dazu, wenn es beim ersten mal nicht so gut geklappt hat, einfach nochmal probieren, anstelle es der Person mit der meisten Ahnung wieder zu überlassen. Traut besonders neuen Leuten zu Aufgaben mit zu übernehmen und unterstützt die dabei. Und was besonders wichtig ist, Protokolliert sauber. Schreibt nachvollziehbar auf was ihr besprochen und beschlossen habt und sorgt dafür, dass alle die Möglichkeit haben dabei zu bleiben, auch wenn sie mal nicht auf einem Treffen waren. Hier spielt eine gute Kommunikation und Transparenz eine große Rolle.