Auch ein unstrukturiertes Plenum ist ein strukturiertes Plenum. Ihr habt euch nur die Struktur dafür nicht ausgesucht. Das bedeutet, es gibt ganz viele unbesprochene Regeln, über die ihr nie gesprochen habt. Klingt vielleicht erst einmal entspannter als sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Aber auf lange Sicht kann es Leute ausschließen, Konflikte erzeugen und zum eskalieren bringen. Es wird nicht das eine Plenumsformat geben, welches eine Antwort auf alle Herausforderungen ist, aber ihr könnt euch verschiedene anschauen und gucken was am besten zu euch passt. Denn was zum Beispiel für eine kleine Gruppe von friends gut geht, wird nicht unbedingt in einem selbstverwalteten Jugendzentrum mit 15 Menschen funktionieren, die sich nur über das juzi kennen. Es liegt also auch viel an der Gruppenstruktur und den Hierarchien in eurer Gruppe, was gut funktionieren kann und was nicht.
Vorbereitung und Anfang
Um ein Grundgerüst zu ermöglichen, werden hier die gängigsten basics vorgestellt die bei einem Plenum vorkommen.
Anfangen werden kann mit einer vorstellungs- und check in Runde. Dazu gehört der Name und Pronomen, sowie kurz wie es der Person gerade geht. Dies lässt sich auch je nach Bedarf abwandeln oder vertiefen. Es ermöglicht ein Gefühl dafür zu bekommen, wie das Plenum ablaufen sollte. Wenn zum Beispiel schon alle komplett fertig sind, zu schauen genug Pausen einzuplanen sind und das Plenum nach hinten hin gedeckelt wird.
Anschließend solltet ihr euch überlegen ob ihr eine Moderation und eine protokollierende Person braucht. Es ist zu empfehlen, dass dies nicht die gleiche Person ist, da beide Aufgaben viel Aufmerksamkeit erfordern. Eine weitere mögliche Aufgabe wäre ein*e Zeitwächter*in. Also eine Person die darauf achtet, dass die erste Pause vielleicht nicht erst nach drei Stunden stattfindet.
Redebeiträge
Weiter zu überlegen ist, ob ihr euch für Redebeiträge meldet, oder drauf los redet, wenn es passt. Dies hat dann auch wieder damit zu tun, wie gut ihr als Gruppe in einem Plenum funktioniert. Wenn sich nicht gemeldet wird, dann kann es dazu kommen, dass einzelne von euch sehr viel reden und andere wiederum nicht. Dafür gibt es verschiedene Modelle wie damit umgegangen werden kann.
Eine Möglichkeit ist es, sich zu Fingern zu melden, also die erste Person meldet sich mit einem Finger, die da nach mit zwei und so weiter. Alternativ kann auch eine Redeliste geführt werden. Dies wäre dann auch eine weitere Aufgabe, welche ihr am Anfang von dem Plenum verteilen könnt. Die Redeliste kann auch ‚quotiert’ werden. Das Bedeutet, dass ihr zum Beispiel Leuten, die weniger im Plenum reden, mehr Raum gebt. Zum Beispiel, werden Redebeiträge von Flinta* vorgezogen, oder dass neue Leute in der Liste vorrutschen, oder eine Person die schon etwas zu dem Thema gesagt hat, erst später mit sprechen dran ist. Hier müsst ihr für euch selber schauen was am besten passt.
Entscheidungen
Ein Großes Thema ist häufig, wie Entscheidungen getroffen werden sollen. Wird versucht ein Konsens zu finden oder entscheidet die Mehrheit? Arbeitet ihr mit einem Veto, also dass eine Person ein Vorhaben blocken kann, wenn dabei Grenzen überschritten werden.
Eine weitere Option wäre ein Konsent, nicht zu verwechseln mit dem vorher beschrieben Konsens. Beim Konsent werden Einwände gesammelt, diskutiert und in einen Vorschlage eingefügt. Der Vorschlag mit den wenigsten Gegenstimmen wird dann angenommen. Alle Möglichkeiten bieten ihr vor und Nachteile.
Protokollieren
Aber wie haltet ihr eure Entscheidungen fest? Hier wird das Protokoll relevant. Wollt ihr die Diskussion festhalten und nachvollziehbar machen, oder nur das Ergebnis aufschreiben? Ob es mit der Hand geschrieben wird oder eingetippt, ergibt es häufig Sinn eine Protokollvorlage zu haben. Dies hilft dabei, dass eure Protokolle alle ähnlich aussehen und das die Protokollierende Person sich nicht auch noch darüber Gedanken machen muss, wie es aufgebaut werden soll. Auch wo ihr das Protokoll am Ende ablegt und wer darauf zugriff hat ist ein Thema für Sicherheit und Hierarchien.